Dienstag, 16. Januar 2007

Geschichte im Netz

Mein Beitrag wird in Kürze online sein - allerdings mit einer kleinen Verzögerung, da ich noch immer auf der Uni bin. Prüfungsmonat - was soll man sagen...

Mit freundlichen Grüßen

Claudia Brandstetter

Anbei jedenfall schon meine noch fragmentarische Zusammenfassung, Reflexion folgt dann in Kürze.

Wolfgang Schmale: Geschichte im Netz – Praxis, Chancen, Visionen

Einleitung:
Zwei Denkansätze zu „Geschichte im Netz“:
- positiv (Praxis, Chancen, Visionen)
- negativ (Praxis, Verluste, Untergang)

Geschichte im Netz: Praxis
Wenig wissenschaftliche Seiten; Seiten interessierter Laien, inhaltlich manche gut manche schlecht recherchiert; es gibt Seiten, die durch Weglassen gewisser Fakten ein historisch schiefes Bild aufzeigen; Auch Computerspiele und Webgames sind in dieser Hinsicht auf den Inhalt zu Prüfen.
Auch wenn es wenig geschichtswissenschaftliche Seiten gibt, ist deren Inhalt breit gefächert; die Geschichtswissenschaft gehört dennoch zu den häufigsten Produzenten von wissenschaftlichen Webseiten.
Die bisherige Geschichtswissenschaftliche Praxis und neue Medien beeinflussen sich gegenseitig: Neue Medien verändern alte Medien oder werden an alte Medien angepasst (= Remediation). Bsp.: Layout von Büchern wird an Seitengestaltungstechniken im Web angepasst (Band Frühe Neuzeit der Reihe Oldenburger Geschichte Lehrbuch)
Hypertext hat im geschichtswissenschaftlichen Sinn eine andere Bedeutung als im allgemeinen Verständnis der Web-Sprache.
Die Struktur von wissenschaftlichen Texten muss an die Gegebenheiten des Web und des Bildschirms angepasst werden, der Inhalt muss prägnant und portioniert wiedergegeben werden. Die sinnvolle Zusammenknüpfung dieser Textmodule ist Aufgabe des Users.
Vorwurf an Web-Publikationen: Stellen nur den Diskussionsstand dar, keine gesicherten Ergebnisse. Gleichzeitig ist derzeit aber auch eine Vervielfachung von gedruckten Publikationen beobachtbar. Vorwurf sollte sich auch an gedruckte Publikationen wenden. Der Vorwurf kann aber auch positiv gesehen werden als neuer Weg zur Wahrheitsfindung, weg von autoritärer Lehrhaltung (= Weg demokratisierter wissenschaftlicher Erkenntnisproduktion).
Die Tendenz, Texte im alten und im neuen System zu publizieren ist wichtig. Es zeigt, dass sich beide Systeme brauchen und nicht austauschbar sind.

Chancen:
Systemtransformation. Altes und Neues System.
Sechs Bereiche kennzeichnen die Transformation:
1) Beschleunigung von Kommunikation, Rezeption und Verarbeitung von Wissen. Dieses Potenzial wird derzeit nur ansatzweise genutzt. Viele Wissensbestände im Web entsprechen nicht den wissenschaftlichen Kriterien. Dadurch hat das Publizieren im Web bei vielen Historikern kein großes Ansehen.
Dennoch verbessert sich die Qualität der publizierten Seiten ständig. Frage, wann der Sprung ins Netz von allen Historikern vollzogen wird, wenn Forschungsimpulse vom Web ausgehen.
2) Publikum in Fachbibliotheken kann ausgemacht werden, im Web nicht.  Tendenziell breiteres Publikum.
Barrierefreiheit im Web eingeschränkt durch unterschiedliche Publikationssprachen.
Barrierefreiheit im Web muss Qualitätsstandards schaffen und erhalten. Informationsfluss ist nicht kontrollierbar  Gefahr von missbräuchlicher Verwendung wissenschaftlicher Ergebnisse.
Themen werden breiter, solange nicht der „wissenschaftliche Elfenbeinturm“ im Netz neu gebaut wird (Eingeschränkter Zugang zu wissenschaftlichem Material,…).
3) Wesentliche Chance: Multimedialität.
Das Interesse an Bildquellen hat in den letzten 25 Jahren in der Forschung zugenommen. Auch Analyse von Foto- und Filmquellen, andere Audiovisuelle Quellen.
Das Web fördert die gleichzeitige Verwendung unterschiedlicher Quellengattungen.
Multimedialität bedeutet Inter- und Multidisziplinarität.
So wird der Blick der Geschichtswissenschaft erweitert.
4) Die Strukturen des Webs fordern Interdisziplinarität in allen Forschungsrichtungen. Das Ansehen interdisziplinär arbeitender Wissenschaftler/innen muss gefördert werden.
5) E-Learning
Egal in welcher Form erhöht es die Kommunikation und fördert das selbstgesteuerte Lenen.
E-Learning bildet einen Teil der Alltagskultur ab und bietet den Vorteil, Forschungsprobleme auch größeren Gruppen adäquat zu präsentieren.
E-Learning ist eine zentrale Möglichkeit, auch außerhalb von Universitäten und Schulen.
6) Das Web verändert die Beziehung von Individuum Kollektiv und Wissen. Das Individuum als Wissensdominator wird geschwächt, es wird Teil eines Wissensnetzwerkes.
Software als Teil des neuen Systems wird wichtig.  Neben Multimedialität werden Programmiertechnik und Mediendesign wichtig.

Visionen:
Kulturhistorisch wird das Web als Medienrevolution gesehen – gleich wie der Übergang zur Schrift und der Buchdruck.
Revolution bedeutet nicht Schnelligkeit der Transformation sondern Fundamentalität der Transformation. Wann war das fundamentale Moment? (Bei Buchdruck: Gutenbergbibel) 1991 wird in der Literatur als das Erfindungsdatum des Internets genannt. Fundamentales Moment erst 1995  Papst genehmigt die erste Vatikanische Webseite. Wann ist Transformation vollzogen??
Medienrevolutionen sind Teil von Kulturveränderung. Kulturbegriff ist als komplexer Code zu verstehen, Subcodes sind: Texte, Bilder, Videos,… .
Das Netz ist als Codierung der Zivilisation zu verstehen. Bestehende gesellschaftliche Gruppen werden zersetzt. Loyalitäten schwenken in kurzfristigere Loyalitäten um, das Individuum nimmt eine neue Position ein. Pessimisten sehen diesen Wandel als Verlust.
Die Veränderung der Zivilisation bringt eine Veränderung geschichtswissenschaftlicher Positionen mit sich.
Gegenwartsgeschichte funktioniert nach dem Hypertext-Muster, Geschichte lässt sich im Hypertext-Muster darstellen. Fragen an die Geschichte sind immer gegenwartsgebunden.
Vision: Neues Beziehungssystem zwischen Zivilisations-Netzwerk, Geschichtswissenschaft als Netzwerk unterschiedlicher Zeitebenen und dem Web als Netzwerkmedium.
Das Netz als Code wird nicht statisch bleiben. Interdisziplinarität und Multimedialität beeinflussen die Fragestellung, ihre Optimale Nutzung in Verbindung mit Technik muss vollzogen werden. Geschichte wird zum Fluss geschichtlicher Kohärenzen.

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Schmale - 17. Jan, 16:48

Kommentar Schmale

Was soll man sagen? Viel Erfolg bei den Prüfungen!
Es ist völlig oK, diese Notizen im Blog zu publizieren und dann noch einmal drüber zu gehen. Im Blog wirkt das schon überzeugend.

a9808903 - 24. Jan, 02:31

Herzlichen Dank für das Verständnis, ich konnte meinen Beitrag mittlerweile bearbeiten - habe ihn aber neu gepostet, anstatt den alten zu löschen.

Mit lieben Grüßen

Claudia Brandstetter

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