Samstag, 28. Oktober 2006

"Studieren mit dem Computer - Versuch einer Rezension"

Gregor Horstkemper, Studieren mit dem Computer, in Wolfgang Schmale (Hg.): Schreib-Guide Geschichte, 2. Aufl, Wien 2006 (UTB)), s.205-229;Kapitel 7. Studieren mit dem Computer.

Mussten vor einigen Jahren die meisten Studenten noch mit Hilfe von Karteikästen und Papierstapeln ihr Dasein fristen und Gedanken, Exzerpte und Zitate mühsam händisch notieren und strukturieren, so bietet der Einzug des PC auf den Universitäten und in den Studentenheimen und -wohnungen vielfältige Einsatzmöglichkeiten und Erleichterungen das gesamte Studium betreffend. Gregor Horstkemper versucht in seinem Beitrag „ Studieren mit dem Computer“ ( in:Schmale, Wolfgang (Hg.):Schreib-Guide Geschichte.Wien, 2. Aufl., 2006) Vor- und Nachteile des wissenschaftlichen Arbeiten mit elektronischen Hilfsmitteln aufzuzeigen.
Neben konkreten Empfehlungen und Hinweisen zur Programmauswahl und einer kleinen, aber feinen Auswahl an nützlichen Linktipps zeigt er aber auch Grenzen und Probleme auf, die im Umgang mit dem PC als wissenschaftlichem Hilfsmittel entstehen können.
Der Beitrag eignet sich meiner Meinung nach vor allem für Einsteiger, die ihren PC bis dato nur für private Zwecke benutzt haben, obwohl Horstkemper teilweise Fachbegriffe auch ungeklärt im Raum stehen lässt, was das Verständnis erschweren mag. (Anm. Die wenigsten KollegInnen, die ich persönlich kenne, können beispielsweise auf Anhieb erklären, was ein „Smartphone“ sein soll…)
Der Autor selbst ist Mitarbeiter des Historischen Seminars der Ludwig Maximilian-Universität München und Mitglied des Arbeitskreises Geschichte und Multimedia.
Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist das Themengebiet „Geschichte und Computer“, zu dem er bereits einige Beiträge in Sammelbändern etc. publiziert hat.

Horstkemper gibt keine Pauschaltipps, nur Anregungen und betont die Wichtigkeit einer individuellen Zugangsweise zu neuen Medien und den Möglichkeiten der elektronischen Textverarbeitung. Ein Mischverhältnis von althergebrachten Arbeits- und Strukturiermethoden sieht er als notwendig an, den PC eher als Unterstützung denn als Komplettlösung. Trotz der Erleichterungen beim Strukturieren, Abfassen und Überarbeiten von Texten sollte man eine grundlegende methodische Vorgehensweise nicht außer Acht lassen – sonst kann man den daraus resultierenden Zeitgewinn nicht optimal nützen.
Inhaltlich spricht der Autor auch eine Menge Probleme an, die der Umgang mit neuen Medien aufwirft.
Emailverkehr erleichtert beispielsweise das Klären von Spezialfragen mit bekannten Historikern, Emails selbst werden in der aktuellen Diskussion jedoch nicht als wissenschaftlich angesehen - eine Zitation ist somit schwierig.
Horstkemper arbeitet in seinem Artikel vier große Themenfelder ab, die sich einem bei der Verwendung des PCs als Instrument des wissenschaftlichen Arbeitens zwangsläufig stellen.
Der erste Teil beschäftigt sich mit Vor- und Nachteilen der elektronischen Textverarbeitung, wobei die Vorteile deutlich herausgestrichen werden. Neben der vereinfachten Erfassung von Texten und der Vervielfältigungsmöglichkeiten bieten Textverarbeitungsprogramme Unterstützung bei der Gliederung und Strukturierung wissenschaftlicher Arbeiten oder beim Führen eines wissenschaftlichen Journals.
Textpassagen lassen sich bequem zusammenfügen und überarbeiten, der Text kann einer ständigen Revision unterzogen werden. Das Einfügen von Fußnoten lässt sich automatisieren, eigene und fremde Texte können bequem zum Beispiel nach Schlagwörtern durchsucht werden.
Ich teile jedoch Herrn Horstkempers Meinung bezüglich der gut ausgestatteten PC Räumen an Universitäten nur bedingt, wer einmal zwei Stunden am NIG („Neues Institutsgebäude“ der Universität Wien) anstehen musste, nur um seine Emails lesen zu können, wird mir beipflichten. Trotzdem gab es auch hier in den letzten Jahren deutliche Verbesserungen, wie die Ausstattung mit WLAN an der Universität Wien als Beispiel demonstriert.
(Anm.: Für mich persönlich stellt ebenso die Anschaffung eines PCs und der dazugehörigen Softwarepakete gerade in Zeiten der Studiengebühren nach wie vor einen gravierenden Einschnitt in mein Budget dar, günstigere Hardware und Studentenlizenzen hin oder her.)
Im Abschnitt über „Informationsmanagement mit Datenbanken“ werden weiterführende Schritte der elektronischen Textverarbeitung mithilfe von speziellen Datenbanken- und Literaturverwaltungsprogrammen umschrieben. Wo einfache Textverarbeitungsprogramme an ihre Grenzen stoßen, setzen spezielle Softwareentwicklungen wie zum Beispiel Citavi, ein Literaturverwaltungsprogramm mit zahlreichen zusätzlichen Feature wie einer integrierten Onlinerecherchefunktion und einem Reminder, der einen an Termine und beispielsweise Entlehnungsfristen erinnert, an.
Besonders die Möglichkeit der Etikettierung von Literatur mit Schlagwörtern und die Suche danach ermöglichen einen deutlich bequemeren Umgang mit einer großen Anzahl von Literatur, wie man sie beispielsweise für Seminararbeiten heranziehen muss. Horstkemper streicht jedoch wiederholt hervor, dass der Aufwand der Eingabe und Strukturierung immer in Relation mit dem daraus gezogenen Nutzen stehen muss. Der Zeitgewinn sollte für die Konzentration auf inhaltliche Aspekte verwendet werden, ansonsten ist man mit den althergebrachten Karteikarten besser dran.
Im Abschnitt über das „Internet als Publikations- und Kommunikationsmedium“ beschreibt Horstkemper zunächst die Wichtigkeit einer umfassenden Quellenkritik, vor allem auf weniger „vertrauenswürdige“ Seiten des WWW bezogen. Gerade die unwahrscheinlich große Publikationsvielfalt des Internets (und speziell des beliebten „World Wide Webs“) macht einen genauen und kritischen Umgang notwendig.
Besser ist man in Fachportalen aufgehoben, wo Informationen schon vorselektiert werden und somit einfacher in einem wissenschaftlichen Kontext betrachtet werden können. Klarerweise geht Horstkemper hier vor allem auf Portale, Archive und Datenbanken der Geschichtswissenschaften ein, spricht aber auch einige neue Publikationsformen wie Weblogs oder Wikis als Informationsquellen an.
Dem Stichwort „E-learning“ widmet er nur einen kurzen Absatz, erwähnt aber einige sehr nützliche weiterführende Bücher und Links. Gerade die Universität Wien hat mit ihrer Plattform „Geschichte-Online.at“ hier meiner Meinung nach einen sehr wichtigen Beitrag zur Vermittlung wissenschaftlicher Arbeitstechniken und Informationsquellen geleistet, das sei hier nebenbei angemerkt.
Im weiteren Verlauf des Kapitels werden noch Zugänge zu Archiv- und Museumssammlungen, digitalisierten Quellen und Online(-fach)publikationen aufgezeigt, wobei mir hier eher die Linktipps hilfreicher als der - sehr oberflächliche erscheinende Erklärungstext- vorkommen. Vor allem der Absatz über „Zugangsbeschränkte elektronische Verlagsveröffentlichungen“ stellt sich meiner Meinung nach eher verwirrend dar. Auch orte ich hier einen stilistischen Bruch – in den vorangehenden Texten zielt der Sprachstil auf Anfänger und Laien ab, während hier zum Verständnis der Vorgehensweise einer Recherche im komplizierten Bereich des Verlagrecht Ausdrücke gebraucht werden, die eine intensivere vorangehende thematische Auseinandersetzung erfordern würde.
Das „Internet als Kommunikationsmedium“ erörtert die frei zugänglichen
(fach-) spezifische Ressourcen und schneidet die Möglichkeiten der Publikation von Inhalten mittels Blogs oder Wikibeiträgen kurz an.
Abschließend streicht der Autor noch einmal die Vielzahl der neuen Möglichkeiten hervor, die das (online) Arbeiten auf einem PC bieten kann und belegt dies mit zwei Zitaten von Wissenschaftern anderer Universitäten. Ich persönlich fand die Linktipps, die jedem thematischen Absatz folgen, sehr hilfreich, der Beitrag insgesamt ist wohl eher für Leute nützlich, die sich wenig bis gar nicht in der Materie auskennen und sich einen sehr groben Überblick verschaffen wollen. Für alle anderen bieten spezifischere Anleitungen zur Textverarbeitung oder dem Umgang mit Literaturprogrammen wohl eine größere Hilfe – Horstkemper hat aber hier auch gar nicht den Rahmen zur Verfügung, um auf Details eingehen zu können. Als sehr schwierig bezüglich der Lesbarkeit des Textes empfand ich den stilistischen – oft sehr unvermuteten- Wechsel zwischen einfacher und fachspezifischer Terminologie. Als Ausgangspunkt zu einer tieferen Beschäftigung mit dem Thema „Studieren mit dem Computer“ ist der Beitrag jedoch durchaus geeignet.

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Martin23 - 1. Nov, 17:39

Die Aufgabe bestand zwar aus Zusammenfassung+Kommentar, ist aber auch durch ihren Versuch der Rezension gut gelöst. Einer Rezension geht aber immer die Angabe der Litatur voraus. Vielleicht könnten Sie das noch korrigieren!

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